Dass man einer Person in einem Film nicht gerecht werden kann, ist ja an sich auch keine besonders bahnbrechende Erkenntnis, und sie gilt im Übrigen nicht nur für Bob Dylan. Insofern ist die Negation des Personenkults, die sich in der Aufsprengung der Person in sechs oder sieben Fragmente äußert, eigentlich schon wieder eine neue Art von Mythologisierung. Vielleicht kann man eine Johnny-Cash Biografie drehen, impliziert dieses Verfahren, aber Bob Dylan ist viel größer als das. Aber vielleicht ist daran auch nicht der Regisseur schuld, der die Unmöglichkeit der Biografie verfilmt, sondern all die Regisseure, die absurderweise die Möglichkeit irgendeiner verfilmbaren Biografie (Hitler, Jesus usw.) behaupten.
Wie auch immer, ich möchte gar nichts schlimmes über diesen Film sagen, außer dass er ganz schön lang war dafür wie unbequem die Sitze im Kino waren, ich wollte nur auf diese Perle der Assoziationskunst aufmerksam machen, auf die ich gerade in einer Filmkritik im ND stieß:
"Der Kinderdarsteller Marcus Carl Franklin ist – anders als Dylan, anders auch als der verbürgte Woody Guthrie – ein Afroamerikaner. Und Cate Blanchett ist – auch mit Hemdkragen, Manschettenknöpfen und dauerqualmender Zigarette im Mundwinkel – nun, eine Frau. Beides leuchtet im artifiziellen Gesamtkonzept dieses Films durchaus ein. Da Dylan (unter anderem) ganz Amerika verkörpert, ist er auch Frau und Schwarzer; wenn man so will, auch Hillary Clinton und Barack Obama."
Cate Blanchett ist also - wenn man so will- Hillary Clinton, weil sie erstaunlicherweise, nun, eine Frau ist. Und beide spielen Mann, nämlich Bob Dylan und Präsident? Uh, ah, ich muss noch ein wenig darüber nachdenken.
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