Dienstag, 29. Januar 2008

Unnützes aber seltenes Wissen

Das ist die Flagge der internationalen vexillologischen Gesellschaft:


Vexillologie ist die Lehre vom Fahnen- und Flaggenwesen.

von wegen Gleichschritt

Bei meinen wüst assoziativen Recherchen zum Thema Blackwater- Privatarmee - Fremdenlegion stieß ich gestern auf die interessante wenn auch ziemlich nutzlose Information, dass die Soldaten der Fremdenlegion mit 88 Schritten pro Minute viel langsamer marschieren als die Soldaten anderer Armeen (120 Schritte/Minute). Sie laufen so langsam wegen des vielen Sandes, den es in Afrika gibt. Ich konnte mir nicht so richtig vorstellen, wie langsam langsam in diesem Zusammenhang ist, also suchte und fand ich das hier:

(Ja, diese Leute sind in der Tat mit Äxten bewaffnet.)
An der Parade zum Französischen Nationalfeiertag nahmen im letzten Jahr auch Soldaten aus den anderen EU-Staaten teil, das sah dann so aus:

Das ist ja geradezu anarchisch! Hier marschiert ja jeder wie er will! Die Griechen und Zyprioten werfen die rechten Arme hoch über ihre Köpfe, andere halten die Waffe in der Rechten und wedeln deshalb mit der Linken, einige winkeln die Arme dabei bis zur Brust an, andere marschieren mit gestreckten Armen. Die Leute mit den Puschelhüten haben gar keinen Arm frei, weil sie ihre Gewehre mit beiden Händen halten. Die Spanier recken das Kinn nach oben rechts, die meisten schauen geradeaus. Die einen ballen die Fäuste, die anderen nicht. Es gibt unterschiedliche Abstufungen von Zackigkeit, die Finnen schlendern geradezu als wären sie im Urlaub. Und von den Uniformen will ich gar nicht erst anfangen.
Ich wette, jede dieser Armeen hat bebilderte Lehrbücher, in denen peinlich genau dargelegt wird, wie die exakte Körper- Kopf- und Waffenhaltung beim Marschieren auszusehen hat. Nur: Es ist überall anders! Da sage noch mal einer, Armeen unterdrücken die Individualität.

Mittwoch, 23. Januar 2008

Blechtrommel

Warum war jetzt noch mal "Die Blechtrommel" "einer der wichtigsten Romane der Nachkriegsliteratur"? Ich habe mich ja lange darum gedrückt, aber jetzt habe ich dieses Buch gezwungenermaßen doch gelesen. Was für ein Graus! Dieser eitle Günter Grass, bei dessen Sprache die Selbstgefälligkeit aus jeder Zeile trieft, wie soll man das bloß aushalten? Unnötig umständlich bauscht er seine Sätze auf, alliteriert, metaphorisiert, macht semantische Objekte zu syntaktischen Subjekten, da will die Trommel, weiß der Kegel, verlangt der Schrank, und über allem thront dieser selbstgefällige allwissende Erzähler, den nichts tangiert, der sich nur berauscht an der Symbolikhaftigkeit seiner schrägen Wahrnehmungen, der sich manchmal "Ich" nennt, und manchmal in Babysprache, "Oskar". Mit unertäglicher Penetranz strapaziert er immer die selben wiederkehrenden bedeutungsüberladenen Motive, hauptsächlich von verklemmter Sexualität, da locken die die vier Unterröcke der Großmutter, da zappeln die Aale, da riechen alle Frauen nach Lebensmitteln, vor allem untenrum, aber wozu nur? Langweilig ist es trotzdem, um nicht zu sagen zermürbend, und wen interessiert überhaupt die Geschichte von Oskar, diesem autistischen Balg, das alle mit seiner blöden Trommel nervt, und wenn man ihm die Trommel wegnehmen will, kreischt bis die Gläser zerspringen? Und wer ist dann noch auf die Idee gekommen, diesen kleinen Giftzwerg zu so einer Art Widerstandskämpfer zurechtzudeuten, der aus Protest gegen die böse Welt der Erwachsenen (=Krieg usw.) nicht mehr wächst und stattdessen trommelt? Der Held ausgerechnet eines Günter Grass ein Wiederstandskämpfer? Oder ist diese Deutung angesichts der neuesten Enthüllungen inzwischen schon wieder passé? Das wäre wünschenswert, denn es gehört schon viel guter Wille dazu, in der Verweigerungshaltung dieses Dreikäsehochs politische Motive zu entdecken. Er trommelt weil es ihm gefällt, und weil er es aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen braucht, für seinen komischen Kopf. Im Grunde ist die ihn umgebende Welt ihm doch gleichgültig, solange er nur trommeln kann. Dieser Oskar ist ungefähr genauso politisch wie jonglierende Hippies im Park und auch genauso selbstgerecht.

Donnerstag, 17. Januar 2008

Kunst oder Kitsch?

Gerade las ich ein schönes Gedicht. (Wie sagt man in Deutsch: reread? Ohne dass es bescheuert klingt und den Satz zerhackt?)
Obwohl ich ja eigentlich keine Gedichte mag, und die Tatsache, dass ich es mag, mich schon wieder skeptisch stimmt, habe ich mich so daran erfreut, dass ich es teilen möchte:

Robert Frost

Stopping by Woods on a Snowy Evening

Whose woods these are I think I know.
His house is in the village, though;
He will not see me stopping here

To watch hi
s woods fill up with snow.

My little horse must think it queer
To stop without a farmhouse near

Between the woods and frozen lake
The darkest evening of the year.

He gives his harness bells a shake
To ask if there is some mistake.
The only other sound's the sweep
Of easy wind and downy flake.

The woods are lovely, dark, and deep,
But I have promises to keep,
And miles to go before I sleep,
And miles to go before I sleep.


Hier gibt es auch eine selbstkritische Übersetzung:
"Poetry is what gets lost in translation" (auch Robert Frost)

Mittwoch, 9. Januar 2008

Magie?!

Heute beim Kochen ist mit einem lauten Knall meine Auflaufform auf dem Herd geplatzt. Zum Glück wurde niemand verletzt, als Essen und Glassplitter (Jenaer Glas! Feuerfest!) durch die Küche flogen, aber ich war untröstlich. Das gute Stück war noch von meiner Oma und ich habe immer so gerne alles mögliche darin zubereitet.
Später kam im Fernsehen eine Zaubershow, "The next Uri Geller", in der einige vielversprechende Zauberkünstler ihre Tricks vorführten. Mindestens einer von ihnen erweckte den Eindruck, als würden seine Medikamente gerade in ihrer Wirkung nachlassen. Sein Trick bestand darin, dass er mit Hilfe eines Raben, der überflüssigerweise auch noch Corax hieß und sich die ganze Zeit völlig ungerührt sein Gefieder putzte, Frage an die Unterwelt beantwortet. Die Unterwelt? Soweit ich weiß, werden in diesem Land Leute bezahlt, um psychisch labile Jugendliche davon abzuhalten, Fragen an die Unterwelt zu stellen? (Aber Pro Sieben ist ja auch sonst ein ziemlich subversiver Sender, zum Beispiel wird ja schätzungsweise die Hälfte aller "Wissens"-Sendungen bestritten, indem untersucht wird, wieviel von irgendwas ein Mensch essen kann. Oder wer mehr irgendwas essen kann als jemand anders. Oder wie schnell man am meisten irgendwas essen kann. Oder ob jemand das Größte Irgendwas essen kann. Oder wo es das größte Irgendwas zu essen gibt und wie es hergestellt wird. Lauter solche relevanten Themen, die die Debatten über Fettleibigkeit und deren Gesundheitsrisiken ignorieren, oder sollte man gar sagen: unterwandern?! Wie rebellisch! Pro Sieben!)
Aber wie dem auch sei, der Höhepunkt des Abends nahte, als Herr Geller seine seit Jahren Top-Nummer ankündigte: Per Telekinese kaputte Uhren und andere Geräte reparieren und Löffel bewegen. Voller Hoffnung holte ich den Küchenmülleimer mit den Scherben meiner Auflaufform vor den Fernseher, auch der Hund mit seinem kaputten Rücken wurde in Reichweite positioniert. Während mein Mitbewohner andächtig eine defekte Schreibtischlampe umklammert hielt und ich, da ich versprochen hatte, den Zauber nicht durch hämische Kommentare zu zerstören, mir den Mund zuhielt, wurde im Fernsehen -echat staim shalosh- bis drei gezählt, und? Im Mülleimer immer noch Scherben. Der Hund? Er lässt sich ja nichts anmerken. Aber die Lampe! Als wir sie einstöpselten, brannte sie! Jetzt ist sich natürlich niemand mehr sicher, ob sie überhaupt jemals kaputt war...
Aber wie ich sehe, war auch in anderen Haushalten die Wirkung von Gellers Magie durchschlagend:


Wahnsinn, oder? Der Löffel fliegt! Es funktioniert! Und dann passierte etwas mit diesem Nagel, den ich zufällig in der Hand hielt:


Beeindruckend, was? An der Beleuchtung arbeiten wir noch.
Und das Fazit des heutigen Tages? Eine Auflaufform verloren, Superkräfte gewonnen. Das ist ein Deal, würde ich sagen.