Mittwoch, 20. Februar 2008

google fight

Eine schöne Idee. Man fragt die virtuelle Welt: Madonna oder Britney? Punk oder Rock? Heute oder morgen? Sein oder Nichtsein? Und man lernt so einiges dabei.
Jetzt wollte ich aus rein wissenschaftlichem Interesse mal wissen, welcher Begriff eigentlich wie häufig verwendet wird. Ich hatte nicht daran gedacht, dass es auch ein bisschen makaber werden könnte.
Trotzdem gut zu wissen.

Dienstag, 19. Februar 2008

Frank Black Francis

Und dann war ich gestern auf dem Konzert von Frank Black. Als ich ihn das letzte mal gesehen habe, das war vor vier oder fünf Jahren im SO 36, da war er noch mit den Catholics unterwegs, und es war wirklich eines der besten Konzerte, das ich je erlebt habe. Damals hatte es mir vor allem der völlig durchgeknallte Gitarrist (links im Bild) angetan, der die ganze Zeit so eine Show abzog, dabei aber tatsächlich auch noch spielte wie ein junger Gott auf Speed.

Nun ja. Jetzt heißt Frank Black wieder Black Francis, und er hat anscheinend zwei kleine neue Platten gemacht, von denen ich gar nichts mitbekommen habe, was nicht weiter verwunderlich ist, hatte mich doch schon die letzte Platte, die ich mitbekommen hatte, nicht wirklich vom Hocker gerissen. Außerdem war er mit bloß zwei (gemieteten?!) Musikern unterwegs, das heißt, sie konnten auch nur die Songs spielen, die man zu dritt spielen kann, nämlich die der beiden letzten Platten. Wie schade! Zwischendurch hätte ich mir gewünscht, dass es im Saal Tische gäbe, mit Stühlen zum Hinsetzen, und an den Tischen Telefone, um die Leute an den anderen Tischen anzurufen. Das wäre ungefähr das richtige Ambiente für diese Musik gewesen, und dann wäre es vielleicht auch schön gewesen. So war es einfach nur lahm, und trotzdem kam der arme alte Charles schon beim zweiten Lied ganz erbärmlich ins Schnaufen und Schwitzen.
Die Apathie der Zuschauer wurde nur unterbrochen von einem zweieinhalb Meter großen Sicherheitsmann, der sich von Zeit zu Zeit einen Weg durch die Menge bahnte, um den einen oder anderen aufmüpfigen Raucher zu verwarnen.
Den Höhepunkt der Veranstalung bildete der kärgliche Versuch eines verirrten Teenagers, von der Bühne ins regungslose Publikum zu springen. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters sprangen die Zuschauer erstaunlich flink zur Seite, als der Junge angesegelt kam. Zum Glück kam er in dem entstandenen Loch auf seinen Füßen zu stehen und verkrümelte sich beschämt.
Eine Zugabe gab es nicht, was nicht wirklich schlimm war, wahrscheinlich waren alle spielbaren Songs auch schon gespielt.
Fazit: dieses Konzert so schnell wie möglich verdrängen, Black Francis Konzerte künftig meiden und den alten Frank Black in guter Erinnerung behalten.

P.S. Hier las ich gerade, dass hinter dem keine-Zugabe-Geben offenbar ein Konzept steckt: weil Zugaben (encore) inzwischen als selbstverständlich angesehen werden, hat Mr. Black sich entschlossen, lieber ein pre-core (also eine Vor-Gabe) zu machen, also vor der Show irgendwo in der Stadt zu spielen. Das hier war Berlin:

Donnerstag, 14. Februar 2008

Ma ma ma ma ma?

"Lernen Sie Chinesisch (als Viertsprache)!" pflegte unser Sprachwissenschaftsprofessor uns zuzurufen, "Sie werden sehen, es ist einfacher als Sie glauben." Seitdem steht Chinesisch lernen auf meiner Liste; ich bin nur noch auf der Suche nach dem richtigen Lehrbuch. Heute in der SZ dieser ermutigende Artikel:
"Das gesprochene Chinesisch ist eine der einfachsten Sprachen der Welt. Das Chinesische schafft das Kunststück, fast ohne Grammatik auszukommen. (...) Auch von der Sache mit den vier Tonhöhen sollte man sich nicht einschüchtern lassen. Einem Satz, wie dem zur Einschüchterung ehrfürchtiger Nichtsinologen viel bemühten Ma ma ma ma ma? (In den rechten Tönen ausgesprochenen bedeutet das: "Schimpft die pockennarbige Mutter das Pferd?"), wird man selbst bei jahrelangem Pekingaufenthalt leicht aus dem Weg gehen können."
Ja, das glaube ich auch. Also: welches Lehrbuch?

Montag, 4. Februar 2008

Kehlmann die Zweite

Dieses Buch von Daniel Kehlmann, das ich gelesen habe, "Die Vermessung der Welt", hat wirklich einigen Eindruck auf mich gemacht. Wahrscheinlich hat es sich schon herumgesprochen, dass es sich um eine fiktive Doppelbiografie handelt, die des Mathematikers Friedrich Gauß und des Naturforschers Alexander von Humboldt. Der eine kommt nie wirklich aus seiner Heimatstadt heraus, er vermisst die Welt in seinem Kopf, der andere bereist die halbe Welt und vermisst jeden Stein und jeden Berg. Am Ende sind sie beide alt und ein bisschen verschroben, und es sieht so aus, als hätten beide trotz allem nur einen unwesentlichen Teil der Dinge erfassen können. Bei einer Gelegenheit trifft Gauß auf Humboldts Bruder, den Sprachwissenschaftler:

"Sprachwissenschaft. (...) Gauß zuckte die Achseln. Das sei etwas für Leute, welche die Pedanterie zur Mathematik hätten, nicht jedoch die Intelligenz. Leute, die sich ihre eigene notdürftige Logik erfänden."

Die Amateur-Sprachwissenschaftlerin in mir senkte beschämt den Kopf; diese Vorstellung von Geisteswissenschaftlern, die einfach nicht intelligent genug sind für die reine Wissenschaft, sitzt doch recht tief. Nachdem ich jedoch eine Weile darüber nachgedacht habe, kam mir eine ganz andere Idee: warum sich ständig in den Dreck werfen vor Leuten, die vor lauter Intelligenz morgens noch nicht mal zwei gleichfarbige Socken finden können? (Nichts für ungut, Bruderherz!)
Wenn einer von denen an einer Funktion herumrechnet (oder was machen die da überhaupt den ganzen Tag?), dann den Rest des Tages vertrödelt und sich am nächsten Tag wieder an seine Arbeit setzt, dann ist alles noch genau wie gestern: eine Eins ist immer noch eine Eins und zwei davon ergibt Zwei.
Und dann angenommen ich denke eines Abends über ein Problem nach, sagen wir mal, über das Ich und das Andere, was die Welt ist, und ob das Andere überhaupt die Welt ist, und dann vertrödel ich den nächsten Tag, führe zwei Gespräche, schaue Nachrichten, und lese ein bisschen. Am Abend versuche ich mich zu erinnern, wo ich gestern beim Nachdenken stehengeblieben war und stelle fest: Ich bin jemand anderes als gestern; das Ich ist überhaupt nicht beschreibbar (den Verdacht hatte ich schon am Vortag), die Welt hat sich verändert, und ob das Andere nun die Welt ist, ist mir angesichts dieser verwirrenden Unklarheiten vorerst nicht möglich festzustellen. Was ich überhaupt herausfinden wollte, habe ich vor Schreck vergessen.
Und das soll einfach sein? Ich verbringe neun Zehntel meiner Zeit damit, die Dinge, mit denen ich arbeiten will, festzunageln, und kaum drehe ich mich um, haben sie sich wieder davongemacht, die Kategorien zerfließen zwischen ihnen, oder sie zerfließen zwischen den Kategorien, weil nämlich alles relativ ist und überhaupt nichts existiert, und wer das Gegenteil behauptet, ist ein Hochstapler, oder Mathematiker.
Vielleicht würde es mir leichter fallen, die Dinge zu benennen, wenn ich ein bisschen intelligenter wäre, aber dann würde ich trotzdem keine Mathematik betreiben. Das wäre dann ja auch zu einfach.
Deshalb gilt: Gauß, du bist raus! (und was sich reimt ist wahr) Und es geschieht dir ganz recht, dass zehn Mark jetzt fünf Euro sind. Entschuldigung: fünf komma elf.

Lost in translation

In diesem überaus lesenswerten Buch von Daniel Kehlmann stieß ich gestern auf eine ernüchternde Nacherzählung des, wie es dort heißt, "schönsten deutschen Gedichtes":

„Oberhalb aller Bergspitzen sei es still, in den Bäumen kein Wind zu fühlen, auch die Vögel seien ruhig, und bald werde man tot sein.“

Wenn ich Preise zu vergeben hätte, würde ich dem Autor schon allein für die Idee, das ganze Buch in indirekter Rede zu schreiben, einen verpassen. (Hier erklärt er, warum er das gemacht hat.)
Er hat damit ganz nebenbei bewiesen, dass der Roman tatsächlich in der Lage ist, den Dialog zu ermorden: Es gibt nur noch Handlung, und auch Dialoge werden zu einer beiläufigen Form von Handlung. Und zwischendurch wird einem auch noch klar, wie elegant der Konjunktiv
doch eigentlich ist! Wie schade, dass er ausstirbt.