Bekanntermaßen bin ich ja eine große Freundin von Automaten im Alltag. Aber der Apparat, auf den ich neulich auf der Toilette eines irischen Fastfood-Restaurants stieß, hat mich ins Grübeln gebracht. Er sah ungefähr so aus:
Es handelt sich um ein Loch in der Wand, in das man seine Hände stecken soll, und dann werden sie gewaschen. Zunächst einmal gibt es, glaube ich, eine natürliche und berechtigte Scheu davor, seine Hände einfach in irgendwelche dunklen Löcher zu stecken. Nachdem ich diese überwunden hatte und ein Sensor meine schüchternen Händchen erfasst hatte, bekam ich eine Portion Flüssigseife auf meine Handgelenke geklatscht. Gleich darauf tröpfelte kaltes Wasser in der hinteren rechten Ecke dieser Höhle auf meine Fingerspitzen. Noch unschlüssig, wie ich mit der Seife auf meinen ansonsten immer noch trockenen Handgelenken verfahren sollte, probierte ich ein paar Waschbewegungen, als das Wasser schon wieder aufhörte zu tröpfeln und aus der linken hinteren Ecke heiße Luft geblasen wurde. Da stand ich nun mit feuchten Händen und klebrig eingeseiften Handgelenken, und verfluchte die Automatenwelt, während das dumme Gebläse nicht aufhören wollte, heiße Luft zu produzieren und für einen zweiten Durchgang noch lange nicht bereit war.
Wenn ich mir überlege, wie Automaten unsere Leben schöner machen können, dann fällt mir trotz langem Nachdenken nicht ein, warum ich eine Maschine brauche, die mir bevormundend und noch dazu schlecht die Hände wäscht. Was soll das überhaupt? Jeder hat seine eigene Reihenfolge beim Händewaschen und sein Ritual (schon mal jemandem beim Händewaschen zugeschaut, der Medizin studiert hat?). Unterschiedliche Leute haben unterschiedlich schmutzige Hände, wie will diese dumme Maschine dem Rechnung tragen? Und ich mache mir Sorgen: Müssen wir uns auf eine Zukunft der schlecht gewaschenen seifigen Hände einstellen? Ich dachrte die Zukunft ist clean? Das wäre ja dann wohl das Gegenteil. Und vor allem: Was kommt als nächstes? Die automatische Toilette, die nach dreißig Sekunden einfach spült und die Tür aufmacht? Jemand erzählte mir einmal von einem Pflegeheim, in dem selbstreinigende Toiletten eingeführt wurden, bei denen sich der Sitz beim Reinigen dreht. Irgendwie hatte die Toilette nicht verstanden, dass noch eine Omi auf der Brille saß, als sie anfing, den Sitz zu drehen. Die arme Omi wusste nicht wie ihr geschah, als sie mit dem Toilettensitz zusammen rotierte... So sehr ich all die Maschinchen liebe und bewundere, die auf wunderbare Weise meine Wäsche und mein Geschirr und mein Auto waschen: mich selbst kann ich noch am besten sebst waschen.
Und wie immer gibt es gleichzeitig den entgegengesetzten Trend: Am Flughafen in Dublin sah ich nur wenige Tage später eine voll besetzte Schuhputzstation, in der drei Frauen in der altbekannten Pose, die wie keine andere die Demütigung des Dienenden zum Ausdruck bringt, zeitunglesenden Anzugträgern die Schuhe polierten. Dabei gibt es dafür doch nun wirklich Maschinen, und jede Rolltreppe macht das gerne im vorbeifahren.
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2 Kommentare:
Wunderbarer Beitrag. Perfekt. Bis auf ein "hatte" - aber das ist eine Geschmacksfrage und mehr hab ich nicht auszusetzen.
jaja, dieses "hatte" - ich hatte auch darüber nachgedacht es zu entfernen, aber denk dir den satz mal ohne, das klingt auch irgendwie schräg, findest du nicht?
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