Mittwoch, 23. Januar 2008

Blechtrommel

Warum war jetzt noch mal "Die Blechtrommel" "einer der wichtigsten Romane der Nachkriegsliteratur"? Ich habe mich ja lange darum gedrückt, aber jetzt habe ich dieses Buch gezwungenermaßen doch gelesen. Was für ein Graus! Dieser eitle Günter Grass, bei dessen Sprache die Selbstgefälligkeit aus jeder Zeile trieft, wie soll man das bloß aushalten? Unnötig umständlich bauscht er seine Sätze auf, alliteriert, metaphorisiert, macht semantische Objekte zu syntaktischen Subjekten, da will die Trommel, weiß der Kegel, verlangt der Schrank, und über allem thront dieser selbstgefällige allwissende Erzähler, den nichts tangiert, der sich nur berauscht an der Symbolikhaftigkeit seiner schrägen Wahrnehmungen, der sich manchmal "Ich" nennt, und manchmal in Babysprache, "Oskar". Mit unertäglicher Penetranz strapaziert er immer die selben wiederkehrenden bedeutungsüberladenen Motive, hauptsächlich von verklemmter Sexualität, da locken die die vier Unterröcke der Großmutter, da zappeln die Aale, da riechen alle Frauen nach Lebensmitteln, vor allem untenrum, aber wozu nur? Langweilig ist es trotzdem, um nicht zu sagen zermürbend, und wen interessiert überhaupt die Geschichte von Oskar, diesem autistischen Balg, das alle mit seiner blöden Trommel nervt, und wenn man ihm die Trommel wegnehmen will, kreischt bis die Gläser zerspringen? Und wer ist dann noch auf die Idee gekommen, diesen kleinen Giftzwerg zu so einer Art Widerstandskämpfer zurechtzudeuten, der aus Protest gegen die böse Welt der Erwachsenen (=Krieg usw.) nicht mehr wächst und stattdessen trommelt? Der Held ausgerechnet eines Günter Grass ein Wiederstandskämpfer? Oder ist diese Deutung angesichts der neuesten Enthüllungen inzwischen schon wieder passé? Das wäre wünschenswert, denn es gehört schon viel guter Wille dazu, in der Verweigerungshaltung dieses Dreikäsehochs politische Motive zu entdecken. Er trommelt weil es ihm gefällt, und weil er es aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen braucht, für seinen komischen Kopf. Im Grunde ist die ihn umgebende Welt ihm doch gleichgültig, solange er nur trommeln kann. Dieser Oskar ist ungefähr genauso politisch wie jonglierende Hippies im Park und auch genauso selbstgerecht.

2 Kommentare:

Kurt aka Roger Beathacker hat gesagt…

Hmmm ..

irgendwie daemmert mir jetzt, warum ich es nie geschafft habe, dieses Buch, an dessen Lekture in frueher Jugend ich mich dunkel erinnere, trotz verschiedentlicher Anlaeufe noch ein zweites Mal ganz zu lesen ..
;-)

Den Film finde ich dennoch sehr gut - ueberhaupt eine der wenigen Buchverfilmungen, die nicht enttaeuschen ..

Hoer ich da jemanden rufen: "Kunststueck - bei der Vorlage."?

josefine hat gesagt…

ehrlichgesagt: dieser kleine psychopathenknirps mit den kulleraugen, der in dem film oskar spielt spukt auch heute noch manchmal an den rändern meiner albträume herum...