Letzte Woche war ich in einer Drogerie (die, deren Anzeigenblättchen den schönen Namen Thesaur - ach nee: Centaur trägt). Ich wollte eine Creme kaufen, für mein Gesicht. Weil es sich nur um eine kleine Filiale der Drogeriemarktkette handelte, gab es nur ungefähr einen Kilometer Regal mit Gesichtscremes. Nach einer halben Stunde hatte ich die Etiketten von circa zehn Prozent der Produkte gelesen und versucht zu verstehen (Nahrologie? Ist dieses schreckliche Fantasie-High-Tech-Wort wirklich von Nahrung abgeleitet?) und dachte mir, dass ich vielleicht nicht den ganzen schönen Tag damit verbringen wollte, eine Creme zu kaufen, und fragte eine Verkäuferin um Rat. Problem hier, Haut da, so und so, welche Creme? Hmpf umpf - ja, das käme nun darauf an, auch auf persönliche Vorlieben. Welche Firma man auch gerne mag, zum Beispiel. Ich solle doch mal die Etiketten durchlesen. Gegen Pickel helfe Clerasil, zum Beispiel. Aha. Mal abgesehen davon, dass ich von all den schrecklichen Hautproblemen, die man haben haben kann, ausgerechnet das Pickel-Problem nicht in beunruigendem Maße habe: Dass Clerasil gegen Pickel ist, war ungefähr das einzige, was ich über Gesichtspflegeprodukte wusste, bevor ich in diesen Laden trat. Anscheinend war es leider auch das einzige, was die arme Verkäuferin wusste, weshalb ich den Laden dann ohne Creme wieder verlassen habe. (Vorher erhielt ich noch den Rat, wenn ich eine richtige Beratung bräuchte, solle ich doch mal in die Apotheke gehen. Leider muss man die wirklich guten Theaterstücke immer alleine spielen, denn die Frau hatte doch glatt die andere Hälfte ihres Textes auch noch vergessen: "Dort gibt es auch die Apotheken-Rundschau mit praktischen Tips rund um Ihre Gesundheit!")
Während ich noch überlegte, wie ich mein Creme-Problem lösen könnte (Gespräche mit gut informierten Freunden führen? Immer wenn ich irgendwo zu Besuch bin im Bad mich heimlich eincremen? bei Wikipedia schauen was die in der Antike genommen haben und mir Olivenöl und Joghurt aus der Küche ins Gesicht klatschen?) fiel mir im Eingang meiner Schwimmhalle neben dem altbekannten Getränke- und Süßigkeitenautomaten dieser neu installierte Automat ins Auge und erregte sofort meine helle Begeisterung:
Das ist ein Automat, in dem man Kleidung kaufen kann. Shirts, Unterwäsche, Babystrampler, Sporttaschen. Zugegeben, die Auswahl ist nicht gerade umfassend, aber es ist ja auch erst ein Versuch. Vielleicht ist es sogar nur ein Witz. Denn wer kauft schon seine Unterwäsche im Eingang zur Schwimmhalle? Oh, ich mach das vielleicht bald mal, wenn ich gerade zufällig eine Tonne Münzen in der Tasche habe. Denn Automaten sind die Zukunft! Und dieser Klamottenautomat weist uns den Weg!
Nach der Revolution werde ich eines Tages ratlos vor einem Kosmetika-Automaten stehen, und es wird eine Frau neben mich treten, die vor der Revolution Verkäuferin bei Rossmann war. Jetzt hat sie, wie alle Menschen, unfassbar viel Freizeit, und schaut sich im Fernsehen gerne Werbung für Gesichtspflegeprodukte an. Und dann wird sie mich fragen, ob ich Hilfe brauche, und wird für mich die richtige Creme für die reife Haut ab 120 heraussuchen...
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1 Kommentar:
Da muss ich wohl mal wieder in die Schwimmhalle; Unterhosen kaufen. Bitte wo finde ich den Automat für Unterhose?, fragte mich letztens eine Touristin mit französischen Dialekt.
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